Wer den Gedanken fasst, als Stockfotograf Geld zu verdienen, der hat in der Regel schon eine Menge Fotografien auf seiner Festplatte und den einen oder anderen Euro mit Fotografenjobs verdient. Inspiriert von den Erfolgsstories von professionellen Fotoproduzenten, die sich in diesem Business schon einige Jahre bewegen. Oder aber fasziniert von dem Dänen mit dem russisch anmutenden Spitznamen, der sämtliche Fotografenklischees von weltweitem Erfolg, Villas mit Blick auf den Pazifik und Trauben schöner Frauen um sich herum erfüllt. Es gibt sie, diese Exoten, die diesen Traum bereits leben oder ihn uns zumindest perfekt vorspielen.
Und es gibt auch diejenigen, die sich sagen, dass sie das auch schaffen (wollen). So wie es auch diejenigen gibt, die in diesem Moment auf ihre kleine DSLR mit Aufsteckblitz blicken und sich sagen: „Das schaffst Du nie!“
Zu allererst muß man einmal offen und ehrlich zu sich selbst sein und sich die Kernfrage beantworten, ob man von der Stockfotografie leben will. Oder ob man mit Stockfotos seine Lücken im Terminkalender füllt. Oder ob einem ein kleines Taschengeld reicht, um sich zum Beispiel ab und zu neues Fotoequipment dafür zu kaufen.
Bei mir war es so, dass ich mir anfangs mit Fotos etwas zu meinem Gehalt dazu verdiente. Dann kamen Aufträge für Firmen dazu. Hochzeiten. Workshops. Und plötzlich war ich hauptberuflich Fotograf. Dann und wann kam es aber auch zu Phasen, wo es keine Aufträge gab, also suchte ich nach weiteren Einnahmequellen und stieß auf das Thema Microstock. Zur Zeit konzentriere ich mich darauf, gezielt Stockfotos zu produzieren, wenn das Budget dazu reicht. Ich nehme also noch immer Fotojobs für Firmen an und fotografiere auch immer noch gern Hochzeiten und andere Events. Und von dem damit verdienten Geld produziere ich dann wieder neues Stockmaterial.
Wenn Du Dir meine Ergebnisse nach einem Jahr Stockfotografie ansiehst, kannst Du in etwa erahnen, was da kurzfristig an Arbeit auf Dich zu kommt und was Du mittel- oder langfristig damit verdienen kannst. Bei mir waren es am Anfang des ersten Jahres 23,- €, die ich monatlich einnahm, und am Ende des Jahres schon 157,- €, wobei es im Laufe des Jahres auch mal Spitzen gab, wo ich im Monat 223,- € einnahm. Mein Bildbestand ist in dem ersten Jahr von anfänglichen 100 Bildern auf etwa 500 gewachsen. Mein mittelfristiges Ziel (2-3 Jahre) ist, monatlich 1.000,- € mit Stockfotos zu verdienen.
Technische Ausstattung
Grundsätzlich braucht es zur Stockfotografie nicht viel mehr als eine digitale Spiegelreflexkamera mit einem Standard-Zoom-Objektiv. Natürlich ist nach Oben keine Grenze gesetzt. Gute Stockfotografien können auch mit einer kleinen Kompaktkamera oder einem Handy gemacht werden. In der Regel hat ein Stockfotograf aber die DSLR und zumindest ein Kit-Objektiv, evtl. noch eine lichtstarke Festbrennweite und ein Telezoom in seiner Fototasche. Zur absoluten Grundausstattung würde ich dann noch einen Aufsteckblitz und einen faltbaren Reflektor hinzu ziehen und ein Funkauslöser-Set. Mehr braucht es eigentlich nicht.
Aber natürlich ist auch immer die Frage, was man denn überhaupt fotografieren möchte. Für Urlaubsfotografie und einige Umsetzungen Outdoor ist die oben beschriebene Ausstattung hervorragend geeignet. Will man aber Bildmaterial mit Menschengruppen in geschlossenen Räumen oder im Studio fotografieren, wachsen die Anforderungen an die Technik diametral mit den Ansprüchen der Kunden. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen man Outdoor nicht mit mehr mit Tageslicht auskommt.
Studio oder On Location?
Die meisten Topseller bei den Stockagenturen sind Fotografien mit Menschen in einer authentischen Umgebung. Meistens wirken diese Bilder wie Situationen aus dem direkten Leben gegriffen. Aus Blickwinkeln, die an die Kameraführung in Spielfilmen erinnert. Sehr nah an der Wirklichkeit. Solche Fotos sind die Königsdisziplin der Stockfotografie. Wer diese beherrscht, dem stehen eigentlich alle Tore offen. Sicher auch ohne die Stockfotografie.
Studiofotos wirken dagegen oft sehr künstlich. Sie sind es auch, unwirklich. Der Vorteil solcher Fotos ist aber oft, dass sie sehr symbolisch wirken. Es gibt oft außer einem farbigen Hintergrund nicht viel, was vom Motiv ablenkt. Bei Portraits, auf denen Menschen mittels Gesten Gefühle und/oder Handlungen ausdrücken, braucht es natürlich keine Umgebung mehr.
Bei mir war es so, dass ich viel und oft im Studio fotografiert und so viel Gefühl für das eingesetzte Licht entwickelt habe. Ob People-Fotografie oder Produktfotos, ich habe hunderte Setups durchgespielt und denke mittlerweile intuitiv in einer Art Sprache aus Licht und Schatten. Diese Intuition hilft mir dann auch vor Ort – also „on location“ – wo ich fehlendes Licht nach Bedarf künstlich hinzufüge.
Für mein eigenes Portfolio habe ich mir vorgenommen, zu 80% Fotos on location zu machen. Womit wir dann auch schon beim weiteren Thema wären, der Akquisition von geeigneten Orten zur Umsetzung von Fotoproduktionen. Hierzu schreibe ich in Kürze einen gesonderten Beitrag. Freut Euch drauf.
Weitere Kapitel zum Thema Geld verdienen als Stockfotograf:
- Akquisition
- Das Produktionsteam
- Die Arbeit mit Modellen
- …