Honorare für Fotomodelle. Was kostet ein Fotomodell für Stockfotografie?

Ziemlich oft fragen mich Kollegen aus Deutschland, welche Honorare für Fotomodelle ich denn so zahle. Das ist natürlich für viele Fotografen und Produzenten ein wichtiges Thema, da diese die Produktionskosten unmittelbar beeinflussen. Es herrscht allgemein die Meinung vor, dass Modelhonorare in Tschechien niedriger sind als in Deutschland. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Denn in erster Linie bestimmen auch hier Angebot und Nachfrage den Preis und alles ist letztendlich auch Verhandlungssache.

Folgende Faktoren bestimmen nachhaltig die Honorare für Fotomodelle

  1. Die Professionalität
    Ein Fotomodell mit langjähriger Erfahrung bietet absolute Posingsicherheit und weiß selbst ganz genau, wie es dabei aussieht. Diese Souveränität hat für den Fotoproduzenten einen enormen Vorteil: er verliert keine Zeit mit langen Erklärungen und Anweisungen zur Körperhaltung, Ausdruck usw. Ein Profimodell ist oft jeden Euro wert.
  2. Der Bekanntheitsgrad
    Ist ein Modell sehr gefragt, hat dies natürlich auch direkten Einfluss auf das Honorar. Die vorbeschriebene Professionalität ist da meistens ebenfalls selbstverständlich. Oft haben diese Celebrities auch schon eine Agentur, die sie vertritt. Vermittlungshonorare von 40% der Model-Fee sind die Regel. Oft auch mehr. Gern wird hier auch speziell noch verhandelt, wo die entstehenden Fotos anschließend veröffentlich werden. Da das bei Stockfotografie nicht wirklich sicher ist, kann das unter Umständen sehr teuer werden.
  3. Die Enthüllungsgrenze
    Je nackiger es wird, desto höher das Honorar. Das kann man so stehen lassen. In Tschechien kann man das in Schritte von etwa 50 Euro einteilen. Für Glamourfotos in sexy Dessous oder Bademode ohne sich zu entkleiden wird eine Gage von 50-100 Euro für etwa vier bis sechs Stunden Arbeit am Set bezahlt. Oben ohne schlägt mit weiteren 50 Euro zu Buche. Komplett nackt ist das Modell dann für etwa 200 Euro zu haben.
  4. Das Alter
    Die meisten Fotomodelle arbeiten im Alter von etwa 20 bis 30 Jahren. Oft als Nebenjob zum Studium oder professionell. Menschen mittleren Alters zwischen 40 und 50 Jahren zu rekrutieren, ist nicht einfach. Und vitale und optisch ansprechende Rentner jenseits der 60 sind schon sehr sehr rar. Entsprechend hoch sind die Honorare, die hier gezahlt werden.
  5. Die Figur
    Sehr gefragt sind in letzter Zeit auch so genannte PlusSize-Models. Fotomodelle mit ästhetischen Körpern, deren Kleidergrößen bei XL anfangen, nicht bei XS. Da sich Menschen mit diesen gesellschaftlich provozierten Defiziten in der Regel selbst nicht für attraktiv halten, ist es für die wenigen übrig bleibenden einfach, ein höheres Honorar zu verlangen.
  6. Außergewöhnliches
    Alles exotische kann die Höhe des Honorars zusätzlich beeinflussen. Zum Beispiel: extreme Tätowierungen, Piercings (Bodymodding), Bodybuilding auf Wettkampfniveau, sämtliche Extremsportarten, Motorsportler, Rollstuhlfahrer, körperliche Behinderungen, Menschen mit fehlenden Gliedmaßen (Amputationen). Das sind nur einige Beispiele, wo es extrem schwierig wird, geeignete Fotomodelle zu finden und wo die Honorare für Fotomodelle recht hoch sein können.

Es gibt keine Vorschriften und auch keine Gewerkschaft für Fotomodelle, die vorgeben, wieviel einem Modell für welche Art von Fotografien gezahlt werden muss.

Ich bekomme fast täglich Bewerbungen von Menschen aller Altersklassen. Diese melden sich über meine Castingseite auf meiner Homepage, wo ich Menschen zwischen 8 und 88 Jahren für meine Fotoproduktionen suche. Diesen Leuten geht es oftmals gar nicht darum, Geld zu verdienen. Sie möchten viel lieber gute Fotos von sich und mit anderen haben und fragen schon beim Casting, ob sie ein(ige) Fotos haben könnten. Und so geben viele im Fragebogen des Castings an, dass sie sich statt mit einem Honorar auch mit einem Set toller Portraits bezahlen ließen.

Ich habe daraus inzwischen eine Grundregel gemacht: beim ersten Shooting zahle ich Anfängern kein Honorar, sondern wir machen als erstes ein Set Fotos für das Model, und im Anschluss machen wir einige Sets für meine Ansprüche. Das sind dann meistens reine Studioproduktionen. Dabei lernt das Modell etwas über Körperhaltung, Mimik, Gestik, Posing und ich merke, ob das Modell auch für anspruchsvollere Produktionen tauglich ist. Dieses Kooperationsmodell nenne ich gern kommerzielles TFP. Als Honorar gibt es für das Modell wie gesagt kein Geld, aber einen Satz Fotos.

Eine Übersicht, wie man geeignete Fotomodelle finden kann, habe ich hier zusammen gestellt.

 

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