Was kostet eine Fotoproduktion?

Nach der Veröffentlichung der Umsatzzahlen meines ersten Jahres als Fotoproduzent für Microstockagenturen, kam berechtigterweise sofort die Frage nach den Kosten auf, die in meiner Auswertung nicht berücksichtigt wurden. Ich möchte deshalb in diesem Artikel einmal näher auf das Thema Produktionskosten eingehen.

Ob ich ein Advertorial für einen Kunden produziere oder eine Eigenproduktion mache, der Ablauf des Shootings unterscheidet sich nur minimal. Aber das Drumherum ist entscheidend und beeinflust den Endpreis erheblich. Natürlich muss man auch unterscheiden, ob man Landschaften fotografiert oder Personen. An folgenden Kostenfaktoren kommt man bei einer Produktion mit Personen nicht vorbei. Die Preise beziehen sich auf meine Erfahrungswerte für Advertorials in Deutschland. Am Ende des Artikels gehe ich noch auf die Preise in Tschechien ein.

  1. Location (evtl. zzgl. Locationscout) – Preis ist individuell
  2. Kleidung & Requisiten, Tageshonorar Stylist 200-400 EUR
  3. Agenturmodels Tageshonorar 200-800 EUR zzgl. 40% Fee
  4. Ggf. Casting (Vorlaufzeit, Umsetzung, Auswertung) – Preis individuell
  5. Visagistin Tageshonorar etwa 4 Make-Ups/Model, bis zu 6 Models, 500 EUR
  6. Technik, Preis individuell
  7. Catering, etwa 20 EUR pro Person pro Tag
  8. Logistik & Nebenkosten (Strom, Wasser, Heizung) individuell
  9. Assistenten, Praktikanten arbeiten kostenlos. ProAssistenten etwa 100 EUR/Tag
  10. Verarbeitung/Lieferung individuell

Insgesamt kann man für eine kommerzielle Produktion mit 6 Models und 4 Leute aus dem Fototeam (Fotograf, Assi, Visa, Stylist) Kosten von mindestens 1500 EUR pro Tag ansetzen. Nach oben gibt es in der Regel keine Grenze.

Um die Kosten gering zu halten, mache ich für meine eigenen Produktionen einige entscheidende Abstriche:

  • Zum Beispiel beauftrage ich keinen Location-Scout, sondern suche mir zur Umsetzung geeignete Orte selbst. Allerdings muss ich mir dann auch noch die Genehmigungen einholen, falls nötig. Dabei ist es meistens so, dass ich irgendwo bin und mir einfällt, was man an diesem Ort prima umsetzen könnte.
  • Models, die sich selbst schminken können, und zwar nachweislich (!) und gut, sind jeden Euro ihres Honorares wert, denn man kann sich gleich noch die Kosten für die Visagistin sparen.
  • Auf den Stylisten kann man verzichten, wenn man seinen Modellen strikte Anweisungen für die Auswahl der Outfits vorgibt. Aber man sollte dann auch an so Kleinigkeiten wie Haargummies, Bijouterie etc. denken. Ich habe einen großen Schminkkoffer, den die Models wirklich über alles lieben. Einmal im Jahr muss man den dann aber neu auffüllen…
  • Statt einen Assi zu buchen, der einem das Set aufbaut, es einmißt und permanent die Lampen und Reflektoren hält, kann man gern selbst Hand anlegen und dafür in Kauf nehmen, dass es etwas länger dauert. Und wenn es ohne Assistenz nicht geht, kann man auch mal einen Freund fragen.
  • Mit einem selbstgebackenen Kuchen, einer Thermoskanne Kaffee und einem Sechserträger Mineralwasser kommt man auch schon recht weit. Es muss also nicht immer der Fünfsterne-Caterer mit Sushigrill sein.

Bleiben am Ende also nur noch das Modelhonorar und der eigene Aufwand. Das wäre eine echte Low-Budget-Produktion.

Es ist jedoch inzwischen auch so, dass Bildkäufer einen sehr hohen Standard gewöhnt sind. Hinzu kommt, dass Redaktionen oft die Budgets gestrichen wurden und niemand mehr viel Geld für hochwertiges Bildmaterial bezahlt. Wenn man seine Bilder also nicht los wird, weil die Modelle sich nicht gut genug geschminkt haben, nicht sitzende oder nicht gebügelte Kleidung tragen oder mit ungewaschenen Haaren ans Set kommen, dann hat man am falschen Ende gespart.

Einmal monatlich mache ich Modellcastings und erweitere so meinen eigenen Modelkatalog. Das ist natürlich mit Zeitaufwand verbunden, hat aber den Vorteil, dass man schon im Vorfelde filtern kann, ob jemand pünktlich ist, sich natürlich geben und auch herzhaft lachen kann. Die Castings schreibe ich nicht auf Fotomodellseiten aus, sondern bevorzugt bei Facebook in regionalen Gruppen zum Thema Nebenjob.

Ich arbeite mit Amateurmodellen und zahle ihnen bis zu 50 EUR pro Shooting. Meine Visagistin nimmt etwa 25 EUR pro Person und kann auch tolle Frisuren zaubern. Mit allen Nebenkosten kann pro Produktion mit 1-3 Modellen von einem direkten finanziellen Aufwand in Höhe von 75 bis 225 EUR ausgehen.

Ich hoffe, Euch hat dieser ‚Blick in die Karten‘ gefallen und freue mich auf Euer Feedback.

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