Damit aus gelungenen Fotos erfolgreiche Stockfotos werden, sollten einige Anforderungen erfüllt werden. Schliesslich geht es darum, nicht einfach nur gute Fotos zu machen, sondern Bilder zu produzieren, die sich gut verkaufen lassen. Über die Voraussetzungen möchte ich in diesem Beitrag sprechen.
Die technischen Anforderungen an (Stock-)fotografien:
- Bildrauschen: hier möchte ich nur kurz anreißen, dass der Hauptablehungsgrund bei Agenturen zu starkes Bildrauschen ist. Wobei „zu stark“ natürlich im Auge des Betrachters, in diesem Falle des Agenturmitarbeiters, liegt. Weitestgehende Freiheit von Bildrauschen erreicht man durch niedrige Lichtempfindlichkeit (also niedrige ISO-Werte) und größere Kamerasensoren. ISO 400 ist deshalb für mich das Limit, um im rauschfreien Bereich zu bleiben. Ist das nicht ausreichend, muss ich entsprechend mehr Licht einsetzen oder die Blende weiter öffnen, was nicht unbedingt vorteilhaft sein muss.
- Unschärfe durch Verwacklungen, sowie falsche Fokussierungen sind weitere Gründe für Bildprüfer, das eingereichte Bildmaterial nicht zu akzeptieren.
- Überbelichtung mit ausgebrannten Bildteilen werden in den seltensten Fällen akzeptiert, zB in so genannten High-Key-Motiven.
- Aberrationen, die an kontrastreichen Übergängen zwischen Hell und Dunkel entstehen, meist an scharfen Kanten.
- Ein falscher oder fehlender Weißabgleich wird ebenfalls oft als Ablehnungsgrund genannt.
Soweit die technischen Anforderungen, die es zu bewältigen gilt, um seine Bilder in den Agenturbestand zu bekommen.
Markenschutz/Copyright
Ein Punkt, der oft unterschätzt wird, ist der Markenschutz. Wenn auf Ihrem Foto Logos, Schriftzüge oder sonstige, markenrechtlich geschützte Elemente sichtbar vorhanden sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Bild nicht angenommen wird. Das heißt im Klartext, dass Ihre Modelle entweder neutrale Bekleidung tragen oder dass Sie im Nachhinein alle diese Elemente retuschieren müssen. Dazu gehören zB auch die Markennamen auf den Druckknöpfen einer Jeanshose 😉
Die Bildaussage
Was aber noch viel wichtiger für erfolgreiche Stockfotos ist, ist nicht neben dem Erfüllen der technischen Grundanforderungen vorallem auch die Bildaussage. Die nachfolgenden Faktoren sind auf alle Arten von Stockfotos anwendbar bzw. gültig. Ob jemand hauptsächlich Menschen fotografiert oder Tiere, Gegenstände oder urbane Strukturen seiner Heimatmetropole. Die wesentlichen Punkte, die den Erfolg eines Fotos ausmachen, sind die gleichen.
Ich unterscheide deshalb zwischen drei verschiedenen Qualitätsstufen von Stockfotos:
GUTE STOCKFOTOS HABEN:
- Ein sympathisches Motiv
- Eine nachvollziehbare Handlung
SEHR GUTE STOCKFOTOS TRANSPORTIEREN ZUDEM NOCH:
- Eine Emotion
- Eine passende Stimmung (Mood)
PERFEKTE STOCKFOTOS:
- lösen zudem noch eine Emotion oder einen sog. Aha-Effekt beim Betrachter aus.
Eins meiner erfolgreichsten Stockfotos: Kundenberatung in einer Apotheke/Drogerie
Richtige Verschlagwortung
Zielgerichtete Verschlagwortung, die das tatsächlich abgebildete Geschehen auf dem Bild wiederspiegelt, ist das A & O erfolgreicher Stockfotos. Ich möchte hier das Wort „tatsächlich“ betonen, weil es auch sehr viel SchlagwortSPAM innerhalb der Agenturen gibt. Der SPAM wird benutzt, um bessere Verkaufschancen zu erzielen. Aber der Bildkäufer ist natürlich genervt, wenn er bei der Suche nach einer Apothekerin mit einer Kundin in der Apotheke auf zahlreiche Fotos von Medizinern mit Stethoskopen um den Hals und Frauen mit Einkaufskörben im Supermarkt stößt.
Bildkäufer haben meistens keine Zeit zum Filtern der Suchergebnisse, deshalb fügen Sie immer weitere Schlagworte zu ihrer Suchanfrage hinzu, um zu einem von SPAM befreiten Ergebnis zu kommen. Deshalb ist es wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben und nur das tatsächlich abgebildete Geschehen zu beschreiben.
Für das oben gezeigte Bild habe ich folgende Schlagworte gewählt: Drogerie, Beratung, Produkte, Frauen, Apotheke, 2, Alternative, Alternativprodukt, Dialog, empfehlen, erklären, Fachgeschäft, Finger, Frauen, Geschäft, Geste, informieren, Kasse, Kaukasierin, Kittel, Kundenberatung, Laden, Nebenwirkungen, präsentieren, Produktberatung, Produktvergleich, PTA, Pult, Regale, Scanner, Tastatur, vergleichen, Verkauf, verstehen, vorstellen, Ware, zeigen, zusammensetzung, zwei
Wo? Wer? Was? – Die Antworten darauf sind die essentiellen Schlagworte. So verfahre ich eigentlich bei jedem Bild.
Wo: Drogerie, Apotheke, Fachgeschäft…
Wer: Drogist, Apotheker, Verkäufer…
Was: Produkt, Kassenpult, Verkauf, Gespräch, Gestik, Anpreisen, Vorteile…
Für AdobeStock wähle ich zudem immer noch die 5-7 wichtigsten Schlagworte aus und sortiere sie ihrer Gewichtung entsprechend. Wenn ich mehrere ähnliche Fotos habe innerhalb der Bildserie, dann nehme ich auch mal unterschiedliche Worte mit in die Top7 rein. Die Hirarchie ändere ich eigentlich immer von Bild zu Bild.
Update vom 14.1.2020:
Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Über die Jahre habe ich mit vielen Stockprofies gesprochen und alle kamen zu dem Ergebnis, dass jede Agentur ihre eigenen Regeln hat bezüglich des Algoritmus, der die Suchergebnisse für die Bildkäufer sortiert. Während es bei Shutterstock wichtig ist, die Anzahl der zulässigen Schlagworte (50) am besten bei jedem Bild zu erfüllen, so soll es bei AdobeStock so sein, dass weniger auch mehr bedeuten kann. Demnach soll ein Bild mit zwanzig exakten, treffenden Schlagworten mehr Gewichtung haben als ein ähnliches mit fünfzig.