Microstock Fotografie – Meine Umsätze im ersten Jahr

Wie es bereits einige meiner Mitbewerber zuvor getan haben, möchte auch ich meiner Leserschaft nicht vorenthalten, welche Umsätze ich mit Microstock Fotografie erzielt habe und veröffentliche mit diesem Beitrag die Ergebnisse meines ersten Jahres. Zum einen, um aufzuzeigen, wie weit der gegangene Weg ist oder sein kann, bis er lukrativ wird; andererseits aber auch als Tribut für diejenigen Kollegen, an denen ich mich in diesem ersten Jahr orientieren konnte.

Porträt des Fotoproduzenten Marco Herrndorff

Marco Herrndorff, Fotoproduzent

Ein besonderes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle Robert Kneschke aussprechen, der mit seinem umfangreichen Buch Stockfotografie: Geld verdienen mit eigenen Fotos ein echtes Standardwerk publiziert hat. Auch wenn ich für mich behaupten kann, dass viele Informationen aus diesem Buch keine Neuigkeiten für mich waren, so empfehle ich trotzdem ausdrücklich jedem, der sich ernsthaft mit der Fotoproduktion für Bildagenturen befassen möchte, sich diese Lektüre zu gönnen. Allein das Thema Verschlagwortung ist den Kauf dieses Buches Wert. Auch der Workflow von Robert ist beispielhaft.

Microstock Agenturen
Bei Fotolia hatte ich ich Ende 2014 schon einige Dateien, die anderen Agenturen belieferte ich erst im Laufe des Jahres 2015. Bei Shutterstock und iStock (die ich aktuell aber nicht beliefere) musste ich eine Aufnahmeprüfung absolvieren, was ohne Probleme klappte. Die meisten Ablehnungen habe ich in diesem Jahr bei Bigstock erhalten, während Colourbox fast alles Bildmaterial durchgewunken hat und keine Modelreleases fordert bzw. voraussetzt, dass diese ggf. durch den Bildlieferanten nachgeliefert werden können. 123RF und Dreamstime sind von den kleineren Agenturen in meinem Portfolio die stärksten. Danach kommen noch nennenswerte Umsätze bei Bigstock, Depositphotos und Colourbox. CanStock und Veer sind die Schlusslichter meiner Liste, die aktuell aus neun Agenturen besteht.

Verschlagwortung
Auch wenn Fotolia* jetzt ein Unternehmen von Adobe geworden ist, so scheint sich nichts an der Theorie und Praxis geändert zu haben, dass die Verschlagwortung auf Deutsch für Fotolia am besten ist. Testweise habe ich einige meiner Fotos in meinem Portfolio bei Fotolia* auf Englisch verschlagwortet und keinen gravierenden Unterschied im Erfolg der Fotos feststellen können. Bleibt offen, ob ein deutsche Verschlagwortung andere oder bessere Ergebnisse erzielt hätte.
Für alle anderen Agenturen nehme ich dann Englisch, wobei ich zugeben muss, dass ich mich mit der Auswahl der richtigen Schlagworte manchmal doch arg quäle und ich im Vorfelde viel recherchieren muss, um die gängigsten Begriffe zusammen zu stellen. Aber die Mühe lohnt sich.

Portfolio
Die Anzahl meiner Bilder bei den einzelnen Microstock Agenturen ist sehr unterschiedlich. Ich hatte mir für dieses Jahr vorgenommen, bei allen Agenturen 1000 Bilder zu schaffen, jedoch haben mich andere Aufträge daran gehindert, entsprechend viel Bildmaterial zu produzieren.

Bei Fotolia hatte ich Anfang des Jahres nur 30 Bilder und am Jahresende waren aber dann doch bereits 545. Exakt zum 31. Oktober 2015 habe ich bei Fotolia den Silberstatus (+1000 verkaufte Bilder) erreicht, was mich schon etwas mit Stolz erfüllt.

Bei Shutterstock habe ich im April die Aufnahmeprüfung geschafft und beliefere diese Agentur seitdem ebenfalls regelmäßig. Mein Portfolio ist dort mit 396 Bildern etwas magerer, aber es verkaufen sich dort wiederum ganz andere Fotos als bei Fotolia. Binnen 7 Monaten habe ich bei Shutterstock die nächste Vergütungsstufe erreicht (Umsatz $500+) und bekomme seitdem $0,33 statt $0,25 pro Bild, das im Abo verkauft wurde.

Bei Dreamstime habe ich im März mit dem Bildupload angefangen und dort aktuell 356 Bilder im Portfolio.

Bei 123RF bin ich seit Februar und habe dort aktuell 249 Bilder.

Bei Depositphotos bin ich seit August mit 465 Bildern vertreten.

Bigstock hat seit März lediglich 58 meiner Bilder in seinen Bestand aufgenommen.

Bei Colourbox sind es vom August bis jetzt 265 Bilder geworden.

Bei CanStock habe ich aktuell 83 Bilder im Portfolio

Auch bei Veer zeigen meine 194 Bilder erste Wirkungen

Meine Microstock Umsätze im Jahre 2015
Wenn man über das Jahr verteilt nur Kleinstbeträge registriert, neigt man gesamtheitlich zur Unterbewertung. Entsprechend unerwartet positiv stimmte sich dann aber meine Laune während meiner Auswertung der Zahlen.
Insgesamt habe ich in meinem ersten Jahr als Stockfotograf € 1.352,89 verdient. Davon sind es allein € 1.230,49 gewesen, die ich bei Fotolia und Shutterstock erwirtschaftet habe. Die restlichen € 122,40 kommen aus den Kleinstbeträgen der anderen Agenturen zusammen.
Mein monatlicher Durchschnitt liegt damit bei € 112,74. Im Vergleich zu den durchschnittlichen € 23,28 zum Jahresanfang ist das eine Steigerung von 383%.

Umsatzentwicklung für das Jahr 2015 aufgeschlüsselt anhand monatlicher Erträge

Nachfolgend die grafische Darstellung der Umsatzkurven für alle Agenturen, inklusive Fotolia und Shutterstock.

Graph der Microstock Umsatzentwicklung im Jahre 2015

Zur deutlicheren Darstellung der Umsätze in den kleinen Agenturen, hier die Umsatzkurven ohne Fotolia und Shutterstock:

Umsatzkurven Microstock Umsätze 2015.

RPI/Jahr
Der RPI-Wert (Revenue per image per year) ist ein Faktor, mit dem sich der Erfolg eines Microstock Portfolios messen und zum Beispiel mit anderen Portfolios vergleichen läßt. Er errechnet sich aus dem gesamten Ertrag, geteilt durch die Anzahl aller im Portfolio befindlichen Bilder. Bei Fotolia ist mein RPI/Jahr 1,24. Bei Shutterstock sogar 1,40.

Es scheiden sich jedoch die Gemüter wenn es daran geht, einen gesamtheitlichen, sprich agenturübergreifenden RPI-Wert für das Portfolio festzulegen. Die einen sagen, dass dazu der gesamte Ertrag durch die Summe aller bei Agenturen akzeptierten Bilder geteilt wird (RPI-Wert A). Die anderen meinen, dass lediglich das größte Portfolio einer Agentur agenturübergreifend herangezogen werden kann (RPI-Wert B), da die kleinen Agenturen meistens viel weniger Anteil am Gesamtumsatz haben (bei mir etwa 10%). Ich errechne noch einen RPI-Wert C hinzu, der den Durchschnitt aus den Werten A und B ergibt. Diesen werde ich dann mit meinen Ergebnissen von 2016 vergleichen.

Mein RPI/Jahr Wert A wäre demnach: 0,51
Mein RPI/Jahr Wert B wäre allerdings: 2,48
Der Durchschnitts-RPI/Jahr wäre dann: 1,50

Ziele für das nächste Jahr
Für 2016 habe ich mir zum Ziel gesetzt, bei Fotolia und Shutterstock jeweils 2000 Bilder im Portfolio zu haben. Bei den anderen Agenturen sollen es jeweils mindestens 1000 werden. Insgesamt möchte ich nächstes Jahr einen Ertrag von mindestens € 4.000,- erwirtschaften.

Hier kannst Du nachlesen, ob ich meine Ziele erreicht habe.

2 Gedanken zu „Microstock Fotografie – Meine Umsätze im ersten Jahr

  1. Hallo Marco,
    ich habe bereits ein paar Artikel in deinem Block gelesen, nun habe ich folgende Gedanken inkl. Fragen dazu:
    In einem Artikel schreibst du, dass du für ein Stockfoto ca. 33 €ent bekommst. Wenn ich mir nun den Aufwand anschaue, den du in deiner Apothekenproduktion betreibst, frage ich mich, wann sich das alles mal rechnet?
    Honorar für Models, Hairstylisten und Assistenten und ggfls. für die Location sind doch schon eine ganz andere Hausnummer.

    Gruß
    Udo

    • Hallo Udo,
      natürlich ist die Frage nach der Wirtschaftlichkeit bzw. nach der Amortisation des Produktionsaufwands berechtigt und in meiner Auswertung nicht berücksichtigt. Ganz einfach aus dem Grunde, weil diese viel zu individuell sind. Wer mit Topmodels an Toplocations fotografiert, hat sicher andere Kosten als jemand, der sich gut aussehende Amateurmodelle sucht, die sich selbst schminken und die passenden Requisiten selbst mitbringen. Um mit der Personenfotografie in Sachen Microstock zu punkten, braucht es einen gewissen Qualitätsstandard, den man dauerhaft liefern muss und ebenso einen langen Atem, bis sich das Ganze rentiert. Ich denke, ab einem Portfolio von etwa vier- bis fünftausend Bildern wird die Sache interessant.
      Marco

Schreibe einen Kommentar