Schluss mit Stockfotografie? Meine Umsätze 2021

Aus alten Management-Zeiten kam mir kürzlich der Begriff „Sunk cost“ wieder in den Sinn, der in etwa beschreibt, wie viele Unternehmen bereit sind, weiterhin in rezessive Wirtschaftszweige zu investieren bzw. ein sinkendes Schiff vor dem Untergehen zu retten. Kosten, die auf reinem Idealismus gründen. Kosten, die unvernünftig sind. Jetzt ist also Schluss mit Stockfotografie?

Eine kleine Produktion von Bildmaterial mit einer Gruppe von 4-5 Freunden in der Stadt schlägt bei mir in etwa mit 500 EUR zu Buche. Jedes Modell bekommt um die 75 EUR für drei Stunden Arbeit (Spaß). Der Rest sind Kosten für Requisiten, Catering, Logistik. Die ganze Vorbereitung und Nachbearbeitung rechne ich jetzt nicht mit hinein. Aber da sieht man im Grunde genommen schon, wie idealisiert die Herangehensweise ist. Und ich habe da sicher noch einen geographischen Vorteil, da ich in Tschechien lebe.

Wenn der Tag gut läuft, entstehen innerhalb eines solchen Shootings 50-70 verwertbare Motive, die sich nicht ähneln. So genannter Unique Content. Pro Bild habe ich also netto Kosten von 7-10 EUR. Rechne ich meine Zeit für Pre- und Postproduction noch mit dazu, dürfte der Preis pro Bild bei mir in etwa bei 15-20 EUR liegen. Alles schön und gut, wenn man für Werbeagenturen oder Marketingabteilungen arbeitet, wo das Honorar umgerechnet 100 bis 200 EUR pro Bild einbringt. Wobei hier die Produktion anspruchsvoller ist und sehr zielgerichtet gearbeitet werden muss. Darum geht es ja aber hier nicht, sondern um die Frage nach dem Schluss mit Stockfotografie. Denn wir sind ja im Stockfotoblog.

Wie lange brauche ich jetzt, um die Kosten dieser Produktion wieder rein zu bekommen? Wenn es aus den 50 Bildern 5 in den Index schaffen und regelmäßig gekauft werden, und einige andere gelegentlich ebenfalls von dieser Popularität profitieren, dann dauert es nach meinen Erfahrungen aktuell zwei Jahre. Dann habe ich aber trotzdem noch nichts verdient, sondern lediglich meine Kosten gedeckt. Es lohnt sich also nur für Stockfotografen, deren Portfolios besser in den Rankings der Agenturen platziert sind oder wenn man über einen langen Atem verfügt. Über einen sehr langen Atem würde ich sagen.

Absurd ist, dass ich es in fünf Jahren in Sachen Microstock nicht geschafft habe, mein Portfolio so weit auszubauen, dass ich von den Einnahmen leben könnte. Großzügig gerechnet erwirtschaftete ich in diesen fünf Jahren so viel wie ich mit Werbe- und Industriefotografie in Tschechien in zwei Monaten verdiene.

Was tun? Alles einstampfen? Schluss mit Stockfotografie?

Spontan kam mir der Gedanke, komplette Bildproduktionen als so genanntes „Buy out“ anzubieten. Also den Verkauf von Bildern an andere Microstockproduzenten mit besseren Rankings, die meine Bilder dann mitsamt allen uneingeschränkten Rechten für die Nutzung und den Weiterverkauf erhalten. Das machen zwar schon einige Produzenten so, aber wenn man sich die Geschäftsbedingungen der Agenturen ansieht, ist es da oft so, dass man als Bildlieferant auch der Urheber der eingereichten Bilder sein muss. Und das sind diese Bildkäufer ja nicht. Wie das in der Praxis läuft, weiß ich allerdings nicht.

Als Nächstes kam mir die Idee, meine Bildproduktionen als Set mit einer Nutzungslizenz zu verkaufen. Im Prinzip wie eine Microstockagentur, nur eben nicht einzelne Bilder, sondern ein ganzes Bundle. Natürlich zu einem attraktiven Preis.

Oder doch alles so lassen wie es ist?

In diesem Jahr werde ich nur noch Adobe Stock mit Bildern beliefern. Footage wird wohl auch noch einiges hinzu kommen. Sozusagen bin ich dann bei Adobe Stock exklusiv. Das könnte sich eventuell sogar noch positiv auf mein Ranking auswirken. Denn die Crawler finden meine Bilder dann ja nicht mehr an anderer Stelle im Netz.

Ach ja, die Umsätze 😀

Ich hatte ja in den vergangenen Jahren immer sehr akriebisch meine Umsätze bei den jeweiligen Microstockagenturen aufgeführt. Dazu hatte ich in 2021 keine Muße und auch keine Zeit mehr. Deshalb hier nur kurz die Ergebnisse von Adobe und Shutterstock. Wie gesagt, ohne neue Uploads:

ADOBE: 1.437,00 EUR bei 940 Downloads = 1,53 EUR pro Bild
SHUTTER*: 973,00 EUR bei 1.501 Downloads = 0,65 EUR pro Bild

Bei iStock kam es im Sommer zu einer Auszahlung knapp über 120 Dollar und bei Deposit* habe ich Ende des Jahres ebenfalls die Auszahlungsgrenze von 100 USD erreicht.

Insgesamt kam ich 2021 auf einen Umsatz von etwa 2.800 EUR. Im Jahr davor hatte ich noch Einnahmen von insgesamt 3.036 EUR. Wenn man berücksichtigt, dass ich das ganze Jahr über keine Kosten für Neuproduktionen hatte, dann ist der Reinerlös sicher höher als der des Vorjahres.

Für 2022 habe ich mir vorgenommen, meine B-Fotos durchzuarbeiten und ausschließlich zu Adobestock hochzuladen. Da wird sich sicher noch das ein oder andere hochwertige Bild finden. Ansonsten bleibe ich natürlich meiner Leidenschaft fürs Fotografieren treu.

Wie waren Deine Umsätze im vergangenen Jahr? Hast Du einen guten Schnitt gemacht? Wie siehst Du die Zukunft der Stockfotografie? Ich würde mich über Deinen Kommentar freuen.

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Hier noch zum Vergleich und der Vollständigkeit halber meine Umsatzanalysen aus den Vorjahren:


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